Ein Märchen

Neulich traf ich einen alten Mann in der Kneipe um die Ecke. Und der alte Mann sah so wohl und lieb aus und ich kam mit ihm ins Gespräch und ich gab ein Alt aus und fragte ihn: “Ihnen geht´s wohl gut, was?”. Und der alte Mann lachte und schaute mich verschmitzt an und begann zu erzählen: „Oh, so war das nicht immer. Als ich ein junger Mann war, grad so wie Du, mein Freund, da war ich verbittert und unzufrieden und nichts wollte so, wie ich es mir vorstellte. Und eines Tages saß ich drüben am Rhein und ein Mann, sehr klein und mit einem großen weißen Bart setzte sich zu mir. Er wäre mir weiter nicht aufgefallen, aber plötzlich begann er zu sprechen. Also gut, wir haben uns das überlegt mit Dir und wollen Dir helfen. Ich wusste zunächst gar nicht was los war, doch das Männchen sprach weiter: Also Du hast 3 Wünsche frei. Wir konnten das nicht mehr länger mit angucken. Erst da fiel mir auf, das er mit mir sprach und ich reagierte äußerst unwirsch und fragte ihn, was ihm denn einfiele. Doch das Männchen ließ nicht locker und sagte: 3 Wünsche – aber sei vorsichtig und wähle mit Bedacht. Und ich wurde immer zorniger und rief: Verschwinde und brate in der Hölle, Du mit Deinem weißen Bart. Und zack, das Männchen war weg. Ich konnte es nicht glauben – ich guckte unter der Bank nach – ich schaute nach links und rechts. Das Männchen war weg. Und blankes Entsetzen überfiel mich und ich rief verzweifelt nach dem Männchen. Doch das Männchen blieb verschwunden. Und da wurde mir klar: Das war der erste Wunsch. Und ich sagte schließlich laut: Ich wünsche mir, das Du wiederkommst. Und – zack – das Männchen saß neben mir. Der Bart war etwas versengt und er sah auch ziemlich gestresst aus und er keuchte und sagte: Das machst Du nicht noch mal mit mir und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Und er sprach: Du hast jetzt noch einen Wunsch. Überlege ihn Dir gut. Er stand auf und schüttelte mir die Hand und ging langsam davon.

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Der alte Mann schaute mich lächelnd an. Ich fragte ihn: “Und, was hast Du Dir gewünscht?” Jetzt grinste er über alle Backen, hob das Glas und sagte: “Prost, mein Freund. Ich habe den Wunsch noch frei”.

 

 

Frei nach Erich Kästner´s „Das Märchen vom Glück“

 




Veröffentlicht2017 von Fred in Kategorie "Uncategorized

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