Guten Appetit

 

Die Meetings waren vorbei, Cheffe, Kollege E. und ich
sassen in der Kantine zum Mittagessen. Es war schon
spät und wir waren nahezu die letzten Gäste.

Sie fiel mir auch sofort auf. Zögernd kam sie an unseren
Tisch, setzte sich auf den noch freien Stuhl und sagte:
„Was habe ich für einen Appetit auf einen Mann.“

Kollege E. schaute erst die Frau, dann mich und schließlich
Cheffe an. Sein Mund war eindeutig offen und für einen
langen Moment war es still. Plötzlich sprach Cheffe:
„Dafür ist er zuständig.“
Sein Finger zeigte unmissverständlich auf mich.

Die Frau, sie mochte Anfang 30 sein, lange dunkle Haare,
große Augen, wandte sich mir zu und fing an zu reden,
und zwar ohne Pause. In einem intensiven österreichisch.
Sie holte Bilder aus der Tasche, steckte sie wieder ein,
gestikulierte. An und für sich verstand ich gar nichts.
Das ging so eine Weile. Cheffe stand dann auf und sagte:
„Auf Wiedersehen.“
Wir verließen die Kantine.

Etwas nachdenklich fuhr ich am Abend aus der Stadt,
im Radio die lokalen Nachrichten:

Am späten Nachmittag griff eine offenbar geistesgestörte Frau mit einer Axt
den Mitarbeiter eines Baumarktes in der Innenstadt an. Sie konnte überwältigt werden.