Der Alleskönner

Ich lernte ihn in einem Urlaub auf – ich glaube es war auf Fuerteventura – kennen. Damals saß er jeden Morgen beim Frühstück auf dem einzigen in der Sonne liegenden Platz. Und dies jeden Morgen. Also ich konnte kommen wann ich wollte, er war schon da.

Abends in der Disco tanzte er dermaßen perfekt den Moonwalk im Stil von Michael Jackson, das alle das Tanzen aufhörten. Und ihm zuschauten.

Er besuchte mich dann und wir gingen über die Kirmes in Düsseldorf. Bei „Hau den Lukas“ blieb er stehen und knallte den Lukas scheppernd bis zum Anschlag. Ich kam nicht annähernd so weit.

Am Abend sah er mein Saxophon und fragte, ob ich spielen könne. Nun, ich hatte gerade angefangen, Unterricht zu nehmen und spielte ihm stolz die Tonleiter vor. Er grinste, nahm das Instrument und spielte kerzengerade das Solo von „A walk on the wild side“.

Ich blieb dann erst mal ein wenig aus seiner Reichweite. Aber ein paar Wochen später bekam ich eine E-Mail: Ein Auftrag. Ein gigantischer Auftrag. Ich sollte eine große Firma mit gelbem Logo aus Bonn schulen. Die Unternehmensberatung, für die er arbeitete (die mit dem M am Anfang) war dort tätig und veränderte gerade einiges.

Ich gab auf.

Er konnte einfach alles.

 

Aus den Aufzeichnungen „Wär´ ich doch in Düsseldorf geblieben“

Mossul

Ein Headhunter am Telefon. Okay, der Ausdruck ist veraltet.
Er selber würde sich wohl Personalberater nennen.
Ist aber unterm Strich dasselbe.
Er sucht Leute für Jobs.

Wir quatschen fröhlich miteinander.
Kennen uns seit über 10 Jahren.
Sehr angenehmes Gespräch.
Ich erfahre Neues und er genau so.

Und dann kommt er zur Sache.
Er sucht jemand.
Klar.
Wo denn?
In Mossul!

Die Stille nach dem Wort kann man greifen.
Ich sage schliesslich, aha… mit Bodyguard?
Er lacht. Einer wird wohl nicht reichen.
Und ausserdem könnte er guten Gewissens niemand dorthin vermitteln.

Wir lachen beide.
Bis zum nächsten Mal.
Aber bitte nicht in Mossul.

Schnee in Bogatynia

Sibirische Peitsche?
Kälterekord?
Schnee ohne Ende?

Egal, es schneit und ich mache mich auf den Weg.
Landstraße nach Zittau, der Begriff unbefestigt ist angebracht.
Ich reihe mich ein, ein Auto brav hinter dem anderen.
Sie fahren langsam, sehr langsam.

Und dann, wie aus dem Nichts, steht da der erste LKW.
Ein zweiter, dritter…. auf der anderen Straßenseite geht nichts mehr.
Und vor mir beginnt es plötzlich zu schwimmen, der erste Wagen bricht nach rechts aus, der nächste steht quer.
Warnblinklichter.

Sie schaffen den Hügel vor uns nicht.

Langsam beschleunige ich den Freund.
Fahre behutsam an allen vorbei.

Schlechtes Gewissen?
Nicht wirklich.
Hier in Polen gibt es keine Winterreifenpflicht.
Und sie halten sich daran.

 

Über den Business-Nomaden

Das Hamburger Abendblatt schrieb schon am 10. März 2007 über die Arbeitsnomaden der Moderne:

„Aus den Tüftlern am PC sind Kundenberater geworden. Da sind überfachliche Kompetenzen gefragt.”

Und was ist mit dem Klischee vom Pizza ordernden, pickeligen Programmierer im zerschlissenen Rolli? Alles Durchschnittsmenschen, selbst bei der Ernährung. Was IT-ler vielmehr auszeichne, sei ihre hohe Selbstmotivation – das sind moderne Nomaden, die ohne genaue Vorgaben, feste Struktur und bekanntes soziales Umfeld arbeiten können.

Also flexible, prozessorientierte Organigramme statt funktionaler Statik. In der Praxis heißt das vor allem Projektarbeit.
Pendeln zwischen Einsatzorten in Hamburg, Niedersachsen und Bayern, zwischen Hotel und Heimbüro, konfrontiert mit ganz unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Produkten. „Ich bin darauf angewiesen, dass ich erfolgreich bin und man mich wieder bucht.“