Das Model aus Maltahöhe
Nach den Zwischenfällen in Frankfurt und Kapstadt war die Gruppe wieder komplett.
Die Kundschafter konnten den Umweg über Addis Abeba nehmen und gemeinsam hatten wir Mount Valley besucht.
Konzentriert steuerte ich den H1 über die lausige Piste. Nach den Regenfällen der letzten Tage war der Sand wie Seife und der Wagen schlingerte über den schmalen Pfad.
Fast eine Stunde brauchten wir bis zur C14, die dann hauptsächlich aus Wellblech und vielen Steinchen bestand.
Ich gab etwas Gas als ich ein leichtes Rütteln im Lenkrad spürte.
Ich wusste sofort, das es der linke Hinterreifen war. Platt.
Mit 7 Leuten im Team ist das kein Problem, Wagenheber raus, Koffer an die Seite, Ersatzreifen abgeschraubt.
Wir hatten am Flughafen den Wagen genau geprüft, alles da.
Und weiter. Keine halbe Stunde später gab es hinten rechts Probleme… im Rückspiegel sah ich einen Reifen über die Strasse fliegen, es stank nach Gummi und ich konnte den Wagen nur mit der Handbremse stoppen.
Da standen wir also. Der Hyundai hinten rechts leicht abgebogen auf der Felge. Kein zweiter Ersatzreifen. Natürlich nicht. Mindestens 40 Grad Hitze. Mitten in Namibia. Und am Horizont Maltahöhe, ein 2000-Seelen-Ort mit einer Tankstelle.
Einer Tankstelle!
War das die Lösung? Zu Fuss nach Maltahöhe? Immerhin konnten wir die Häuser hinten in der flirrenden Sonne sehen.
Der Jeep kam mit hoher Geschwindigkeit, einer riesigen Staubwolke hinter sich, bremste und hielt neben uns. 4 Gestalten sprangen heraus, die sich ohne uns zu beachten oder irgendetwas zu sagen vor dem rechten Hinterrad aufstellten. In lebhaftem Afrikaans gestikulierte eine kleine dürre Burin vor zwei dunkelhäutigen Männern und einer wohl 2 Meter grossen Blondine, die uns alle überragte. Sie hatte Beine ohne Ende, war schlank wie eine Elfe und sagte keinen Ton. War sie echt? Was tat sie hier, in der Kalahari? Und warum war sie überhaupt da und nicht in Paris bei Karl Lagerfeld?
Sie sprach immer noch nicht. Und packte mit den zwei Männern die Reste unserer Reifen auf die Laderampe des Jeeps und zwei Stunden später konnten wir weiter fahren.
Die Kundschafter träumen noch heute von dem Engel, der in Maltahöhe Reifen repariert.
Fortsetzung folgt