Ganz einfach

Ich muss Dich mal dringend sprechen…. kann man das lernen, Terminplaner? Das wäre was für mich, das kann ich auch. Zeig mir doch mal ein bisschen Primavera, ich kann ganz gut Excel, das kriege ich hin. Und Du hast doch so viele Kontakte, ich kann dann ja von zu Hause arbeiten und Du besorgst die Aufträge.

 

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

Auf der Jagd nach den Rettungsbooten

Nach diesem Auftrag ist Schluss. Es gibt nämlich keine neuen. Und der Mutterkonzern hat einen Horror-Verlust von 5 Milliarden Euro eingefahren. Was tun?

Die Mutigen warten nicht auf Entscheidungen, die sich keiner traut, zu treffen und springen von Bord. Sie sehen Land und werden es schaffen. Die weniger Mutigen warten darauf was passiert, auf Umstrukturierung, auf neue Stellen, auf den Platz in den Booten.

Es ist wie bei der Titanic… es gibt nicht genug davon.

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

Schnee in Bogatynia

Sibirische Peitsche?
Kälterekord?
Schnee ohne Ende?

Egal, es schneit und ich mache mich auf den Weg.
Landstraße nach Zittau, der Begriff unbefestigt ist angebracht.
Ich reihe mich ein, ein Auto brav hinter dem anderen.
Sie fahren langsam, sehr langsam.

Und dann, wie aus dem Nichts, steht da der erste LKW.
Ein zweiter, dritter…. auf der anderen Straßenseite geht nichts mehr.
Und vor mir beginnt es plötzlich zu schwimmen, der erste Wagen bricht nach rechts aus, der nächste steht quer.
Warnblinklichter.

Sie schaffen den Hügel vor uns nicht.

Langsam beschleunige ich den Freund.
Fahre behutsam an allen vorbei.

Schlechtes Gewissen?
Nicht wirklich.
Hier in Polen gibt es keine Winterreifenpflicht.
Und sie halten sich daran.

 

Kriegsrat

Es wird festgestellt, dass wir an die Wand gedrückt werden. Vom Auftraggeber, vom Konsortialpartner, ja selbst vom Sub-Unternehmer. Was ist zu tun? Vorschläge von links, von rechts. Der Geschäftsführer, seine Augen glänzen, glitzern wie Tränensterne, ist unzufrieden.
„Haben wir noch die richtigen Mitarbeiter?“, sein Blick wandert durch die Runde.

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

 

 

Abgesägt

 

 

Der Einkaufsleiter wurde geschasst. Am Freitag-Abend per SMS. Ab Montag braucht er sich nicht mehr um den aktuellen Auftrag zu kümmern. Seine Aufgabe lautet nun, den Einkauf für neue Projekte zu leiten.

Es gibt keine neuen Projekte.

 

Pädagogische Konsequenzen oder Business kann so einfach sein

Der Terminplan wird nicht fertig. Der Konsortialpartner braucht länger als vor Wochen versprochen , zwei der Sub-Unternehmer haben noch gar keinen Plan abgegeben, Stillstand.
Die Diskussionen werden laut und heftig, das Schulterklopfen ist vorbei. Die Projektleiterin des Auftraggebers verlässt den Raum. Und kommt eine Stunde später zurück. Mit den Geschäftsführern aller beteiligten Firmen. Bevor ich noch den Gedanken beenden kann, wo hat sie die so schnell hergeholt… hatten die sich schon verabredet….?…. höre ich klar und laut ihre Stimme: “Wir haben genug diskutiert und wir haben keine Zeit mehr. Wir geben Euch hier und heute die Gelegenheit, einen gemeinsamen Terminplan fertig zu kriegen. Um 22 Uhr sind wir wieder da!” Die Jungs an ihrer Seite nickten kräftig. Schon waren sie weg. Und hörte ich da richtig? Die Tür wurde abgeschlossen!

Die 120 Tage Differenz waren kein Problem mehr, schnellere Lieferung, Verkürzung der Montage und fertig. Punkt 22 Uhr stand der Plan, breites Gelächter überall, knallende Sektkorken.

Business kann so einfach sein.

 

 

 

 

 

 

Der-kann-nichts-Mann

Er kommt rein, ins Büro, fragt nach einer Akte, blättert ein wenig drin herum und kaum ist der Kollege von Gegenüber aus dem Büro, geht es los: „Der kann nichts, was macht der hier eigentlich, ich verstehe nicht, wie die so einen einstellen konnten, jetzt muss ich seinen Job machen… unglaublich.“

Ich erzähle ihm von einem neuen Projekt, für wen das ist, wer da mitmacht, er wird kreidebleich. Den kenne ich, sagen Sie das aber nicht, Sie wissen schon.

Nein, keine Ahnung was er meint. Aber kann ER vielleicht nichts?

 

 

 

 

 

 

 

 

Referenzen

Für das normale Projektgeschäft gibt es nur einen einzigen Weg: Referenzen.
Sowas baut man sich nicht mal eben auf, sondern über viele Jahre hinweg.
Du musst irgendwie Kunden finden. Und bitte nicht(!) zum Kampfpreis. Wenn Du mit Kampfpreisen arbeitest, bist Du auf einer Schiene von der Du nicht mehr runterkommst. Deine Konkurrenten sitzen übrigens in Indien, China oder sonstwo. Die können auch irgendwie programmieren und sprechen auch irgendwie Englisch. Und kosten < 15,- EUR pro Stunde. Soviel Kampfpreis kannst Du gar nicht bieten, um da mitzuhalten.

Aus Gulp (www.gulp.de)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pokern

Im Projektalltag ist es üblich, den Status von Vorgängen mit Farben zu kennzeichnen. Grün für alles bestens, gelb für Achtung, hier ist Gefahr in Verzug und rot, dann
wenn die Gefahr da ist. Diese Farbkennzeichnungen werden sehr ernst genommen. Wenn ein Vorgang dann tatsächlich als rot vorgestellt wird, zum Beispiel in einem Projekt-Meeting, dann wird es ernst, dann heben sich die Köpfe aller Anwesenden und schauen ohne Lächeln auf die Anzeige des Beamers. Und hier gilt es dann sehr gute Gründe zu haben, einen Vorgang als rot zu erklären. Sollte der darauf folgende Vortrag dafür nicht ausreichen, kann sich derjenige es kaum leisten, ein zweites Mal mit einem roten Vorgang vorzupreschen. Als zu leicht befunden, gilt er dann als ein Pokerspieler, der gezockt hat, der versucht hat, ohne etwas in der Hand zu haben, das Spiel zu machen und schließlich beim Aufdecken der Karten entlarvt wird. Er wird keine zweite Chance bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ewige Gudrun

Ruft immer dann an, wenn sie nicht weiter weiß. Schreit förmlich um Hilfe bei irgendwelchen MS Project-Problemen, in die sie sich hineinmanövriert hat und die kein Mensch angefangen hätte, der sich auskennt.
Gestern! Aufgeregt wie immer will sie nur eins: Mich. Für ihre Probleme mit MS Project. Sie lässt sich auf Themen ein, von denen sie keine Ahnung hat. So ist das mit Programmen. Du kannst nur dann die Aufgaben und Wünsche des Kunden einschätzen, wenn Du die Software wirklich verstanden hast. Sonst lass es lieber. Du wirst unglücklich. Stress, Krankheit. Die ewige Gudrun hat ihren Präsentationstermin zu der gewünschten Thematik (Ressourcenplanung über mehrere Projekte) übrigens heute. Und geht dann 4 Wochen in Urlaub.