P wie Prioritäten

Ende der 80iger Jahre arbeitete ich bei einer Firma in Solingen. Und die führten damals das Time-System ein. DINA-5-Ringbücher mit vorgefertigten Formularen zur Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresplanung. So sassen nun in den Meetings die Führungskräfte alle mit einem aufgeschlagenen Ringbuch vor sich. Die Aufgaben waren ordentlich in A / B / C – Prioritäten aufgeteilt. A für sofort und ganz wichtig, B für hat Zeit und C kann delegiert werden.

Ich hatte mir auch so eins besorgt, auch wenn ich nicht als Führungskraft gezählt wurde. Mein Versuch, die eigenen Aktivitäten in die A-B-C-Kategorien zu gliedern, scheiterte daran, dass ich von den täglichen Aufgaben überrollt wurde. Erst nachdem mir eine studentische Aushilfskraft genehmigt wurde, konnte ich mit den C-Prioritäten starten: ich delegierte! Der Student, ein sehr korrekter junger Mann (heute würde man ihm das Attribut Nerd verpassen) fand das mit dem Time-System auch ganz toll und besorgte sich ebenfalls ein Ringbuch. Die beiden wurden unzertrennlich. Er hatte diese Mappe IMMER unter seinem Arm geklemmt.

Als ich ihn in einer späteren Periode meines Lebens auch privat traf – ich lud ihn da manchmal zum Abendessen in ein gutes italienisches Restaurant in Düsseldorf ein – kam er selbst dann mit der Ringmappe unterm Arm. War immer etwas peinlich.

Er sass da mit einem Stift in der Hand und kritzelte in seinem Time System herum während ich die Nudeln mit Basilikum-Pesto genoss.

 

 

 

(Aus den Aufzeichnungen „Wär´ ich doch in Düsseldorf geblieben”)




Veröffentlicht2018 von Fred in Kategorie "Uncategorized

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