Multi-Kulti-Meeting

Meeting um 13:00. Der Kollege Terminplaner vom Kunden hat eingeladen. Zu meiner Qual moderiert er das Meeting. Er kommt von einer Unternehmensberatung und die sind bekannt für ihre Liebe zu Methoden und Prinzipien. Die dann am wahren Leben abprallen, so wie hier und heute: Drei Italiener dominieren lebendig und munter die Diskussionen, ein Franzose mischt sich ab und an ein, dazu ein schläfriger Belgier, ein grinsender Holländer sowie zwei stille Japaner. So ein Meeting endet wie es enden muss: Im Chaos eines deutsch-italienisch-französisch-belgisch-holländisch-japanischen Englisch. Und der Kollege Terminplaner möchte am liebsten in die Tischplatte beißen.

Ich habe ihn nicht getröstet.

Als Tommy seine Wohnung anzündete

Tommy wusste wohl wirklich nicht mehr weiter. Am Abend vorher hatte ich ihn auf Bitten des Ältesten aus der Abteilung angerufen, ihm vorsichtig gesagt, sein Verhalten würde so nicht mehr toleriert. Schließlich könne er dem Gruppenleiter keine Prügel androhen und brüllend durch die Firma toben. Er reagierte unwirsch, sie könnten ihn alle mal, er würde sich selbständig machen und dann würden sie schon sehen. „THOMAS“, sagte ich, „Thomas, so einfach ist das nicht. Noch kannst Du wieder zurück, Du musst Dich nur entschuldigen!“

Er legte auf.

Zwei Tage später entdeckte meine Lieblingskollegin als erste die Nachricht. Im Lokalteil mit der Überschrift: „Innere Stimme befahl Brand“. Wir konnten es zunächst nicht glauben, doch er war es. Tommy hatte in seiner Wohnung an mehreren Stellen Feuer gelegt, sich auf den Balkon gestellt und in aller Ruhe eine Zigarette geraucht. Die eintreffende Feuerwehr nahm ihn gleich mit:

5 Jahre auf Bewährung in einer psychiatrischen Anstalt.

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

 

Auf dem Schaukelpferd

Es fing so harmlos an.

Meine Frage galt seinem Befinden und dem Glückwunsch, das in einem Jahr seine Insolvenz vorbei ist und er wieder Geld verdienen kann.

Er: „Ich brauche kein Geld“.

Ich: „Wie, Du brauchst kein Geld?“.

Er: „Ja, sagte ich doch. Geld ist unnötig“.

Hmmm, ich überlegte. Kein Geld. Vor 3 Monaten hatten sie ihm den Strom abgedreht, seine Freundin war im Begriff, ihn zu verlassen – genau wie damals seine Ex-Frau, die Mutter seiner Kinder.

„Du kannst doch viel Geld verdienen und bescheiden leben“, ich versuchte es erneut. „Und Du kannst dann nach Frankreich fahren, so wie früher“.

„Das mit Frankreich wäre ok, aber ansonsten brauche ich kein Geld“.

Ich gab auf. Er war beleidigt und ich fassungslos.

Ich ließ ihn sitzen, auf seinem hohen Ross. Schließlich war es doch nur ein Schaukelpferd.

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Wär´ ich doch in Düsseldorf geblieben“

Appetit auf Männer

Die Meetings waren vorbei und Doc, Catman und ich
sassen in der Kantine zum Mittagessen. Es war schon
spät und wir waren nahezu die letzten Gäste.

Sie fiel mir auch sofort auf. Zögernd kam sie an unseren
Tisch, setzte sich auf den noch freien Stuhl und sagte:
„Was habe ich für einen Appetit auf einen Mann.“

Catman schaute erst die Frau, dann mich und schliesslich
den Doc an. Sein Mund war eindeutig offen und für einen
langen Moment war es still. Plötzlich sprach Doc: „Dafür
ist er zuständig.“ Sein Finger zeigte unmissverständlich
auf mich.

Die Frau, sie mochte Anfang 30 sein, lange dunkle Haare,
grosse Augen, wandte sich mir zu und fing an zu reden,
und zwar ohne Pause. In einem intensiven österreichisch.
Sie holte Bilder aus der Tasche, steckte sie wieder ein,
gestikulierte. An und für sich verstand ich gar nichts.

Das ging so eine Weile. Doc stand dann auf und sagte:
„Auf Wiedersehen.“ Wir verliessen die Kantine.

Etwas nachdenklich fuhr ich am Abend aus der Stadt,
im Radio die lokalen Nachrichten: Am späten nachmittag
griff eine offenbar geistesgestörte Frau mit einer Axt
den Mitarbeiter eines Baumarktes in der Innenstadt
an. Sie konnte überwältigt werden.

Moby Dick

Noch ist das Besprechungszimmer leer, doch der erste kommt, der zweite, dann drei Mann zusammen. Wie Möwen, die anfangen zu flattern, immer mehr. Bevor der Wal bläst und aufsteigt. Aufregung, grosse Aufregung.
Doch Moby Dick kommt heute nicht. Und er sagt auch nicht ab.

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

Kriegsrat

Es wird festgestellt, dass wir an die Wand gedrückt werden. Vom Auftraggeber, vom Konsortialpartner, ja selbst vom Sub-Unternehmer. Was ist zu tun? Vorschläge von links, von rechts. Der Geschäftsführer, seine Augen glänzen, glitzern wie Tränensterne, ist unzufrieden.
„Haben wir noch die richtigen Mitarbeiter?“, sein Blick wandert durch die Runde.

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

 

 

Pädagogische Konsequenzen oder Business kann so einfach sein

Der Terminplan wird nicht fertig. Der Konsortialpartner braucht länger als vor Wochen versprochen , zwei der Sub-Unternehmer haben noch gar keinen Plan abgegeben, Stillstand.
Die Diskussionen werden laut und heftig, das Schulterklopfen ist vorbei. Die Projektleiterin des Auftraggebers verlässt den Raum. Und kommt eine Stunde später zurück. Mit den Geschäftsführern aller beteiligten Firmen. Bevor ich noch den Gedanken beenden kann, wo hat sie die so schnell hergeholt… hatten die sich schon verabredet….?…. höre ich klar und laut ihre Stimme: “Wir haben genug diskutiert und wir haben keine Zeit mehr. Wir geben Euch hier und heute die Gelegenheit, einen gemeinsamen Terminplan fertig zu kriegen. Um 22 Uhr sind wir wieder da!” Die Jungs an ihrer Seite nickten kräftig. Schon waren sie weg. Und hörte ich da richtig? Die Tür wurde abgeschlossen!

Die 120 Tage Differenz waren kein Problem mehr, schnellere Lieferung, Verkürzung der Montage und fertig. Punkt 22 Uhr stand der Plan, breites Gelächter überall, knallende Sektkorken.

Business kann so einfach sein.

 

 

 

 

 

 

Der Stier

Meeting beim Auftraggeber. Schon als er mit schweren Schritten den Raum betrat, breitete sich seine Aggression wie ein Nebel aus, der langsam durch den Raum auf uns zu waberte. Doch keiner konnte in diesem Moment ahnen, dass dieser Mann 4 Stunden später mit seiner Stirn mehrmals auf den Tisch haute.

Sein Händedruck war mehr als kräftig, fast schien es, er wollte einem weh tun, seine Akte liess er laut krachend auf den Konferenztisch fallen. Das typische „Soooo!“ schallte durch den Raum, wir hätten doch sicherlich jede Menge Dokumente und Zeichnungen dabei, die seit Wochen überfällig sind. Er war mittlerweile knallrot, seien Adern pochten, er wirkte wie ein Stier vorm Angriff. In diesem Moment klingelte mein Handy. Aus meiner Zeit mit vielen jungen Kollegen und Kolleginnen habe ich keinen normalen Klingelton mehr, nein, The Doors, Light my Fire, kam laut und präzise über unser kleines Zusammensein. „Prepper, guten Morgen, Ihre Anlage ist fertig!“ Aus den Augenwinkeln beobachtete ich den Stier und war insgeheim froh, das zwischen ihm und mir ein breiter Tisch war. Ich liess mich zurückfallen. Ziemlich lässig. Und führte ein Telefonat über eine reparierte Stereo-Anlage und zu welchem Zeitpunkt sie am besten zurückgebracht werden könnte. Aus den Nasenlöchern des Stiers schien Rauch aufzusteigen. Erst als ich beim Cheffe an meiner rechten Seite eine leichte Unruhe bemerkte, beendete ich das Telefonat.

Die Augen des Stiers waren eindeutig blutunterlaufen. Er verlangte nach einer ganz bestimmten Excel-Liste, die ihm von wem auch immer versprochen und anscheinend überfällig war. Umständlich, hoffend Zeit zu gewinnen, kramte ich auf meinem Laptop und tippte in WinWord in grossen Buchstaben: CHEFFE, DIE IST DOCH GAR NICHT FERTIG. Der, den ich meinte, nickte cool.

Okay, dann gibt es hier und jetzt kein Halten mehr.

 

Fortsetzung folgt…

Der-kann-nichts-Mann

Er kommt rein, ins Büro, fragt nach einer Akte, blättert ein wenig drin herum und kaum ist der Kollege von Gegenüber aus dem Büro, geht es los: „Der kann nichts, was macht der hier eigentlich, ich verstehe nicht, wie die so einen einstellen konnten, jetzt muss ich seinen Job machen… unglaublich.“

Ich erzähle ihm von einem neuen Projekt, für wen das ist, wer da mitmacht, er wird kreidebleich. Den kenne ich, sagen Sie das aber nicht, Sie wissen schon.

Nein, keine Ahnung was er meint. Aber kann ER vielleicht nichts?

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn er nicht will

Wenn er nicht will, geht gar nichts. Der Guru hat keine Lust, keine Zeit, keinen Spass.
Also keine Informationen. Kein Update des Terminplans auf den neuesten Stand. Was bedeutet das? Nichts. Nur warten. Du musst warten können, mein Freund. Eine Stunde, 3 Stunden, 1 Tag, 2 Tage. Wenn Du das nicht kannst, hast Du verloren.