Ganz einfach

Ich muss Dich mal dringend sprechen…. kann man das lernen, Terminplaner? Das wäre was für mich, das kann ich auch. Zeig mir doch mal ein bisschen Primavera, ich kann ganz gut Excel, das kriege ich hin. Und Du hast doch so viele Kontakte, ich kann dann ja von zu Hause arbeiten und Du besorgst die Aufträge.

 

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

Das Waldhaus

 
Komme ins Haus, erst mal Kamin an, Wein auf, Käse auf den Tisch und ne viertel Stunde mit Kinn auf Arm, Ellbogen auf dem Knie auf dem Klo in die Gegend glotzen. Da ist nichts und Niemand. Nur ich und das Waldhaus.  Und die Weiber auf der Wiese. Jeden Abend und jeden Morgen, direkt davor. 2 Rehe. Die nicht flüchten, wenn sie mich sehen.

Für die Gesundheit und Energie des Menschen ist es von Vorteil, gelegentlich an einem beeindruckenden, natürlichen Ort innere Einkehr zu halten (Frederick Law Olmstedt, Landschaftsarchitekt).

Ja! Es gibt sie, diese Orte, wo ich wieder hin will, wo ich mich wohl fühle, wo alles gut ist!

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Magic Places“

 

Wie Olga Blumen besprüht

Sie nimmt einen Schluck Wasser und prustet ihn dann über die Pflanze. Dies wiederholt sie – und sie tut es prustend und mit vollen Backen – bis die Tropfen an den Blättern des Gewächses anfangen zu laufen. Dann wischt sie ganz vorsichtig mit einem Tuch darüber – bis sie trocken sind.

 

Diese Geschichte ist genau so wahr. Sie passierte bei einem Kumpel, dessen ukrainische Putzfrau mangels besseren Wissens aus ihrem Heimatland so ausgiebig die Blumen behandelte.

Michael Chang und Bogatynia

Jedes Wochenende habe ich die Strecke Bogatynia – Hannover vor mir. Hin und zurück. 500 Kilometer mal zwei. Allein die Vorstellung… aber es gibt eine kleine Hilfe: Vor 20 Jahren besiegte ein Michael Chang im Achtelfinale der French Open von Paris den großen Favoriten Ivan Lendl und gewann wenige Tage später sogar das Tennis-Turnier. Er war damals der jüngste Grand-Slam-Sieger aller Zeiten.

Eines seiner Erfolgsgeheimnisse war, nicht an das gesamte Spiel zu denken, sondern nur an den nächsten Ballwechsel: „Dies hat mir meine Mutter erklärt – wenn der ganze Tisch voller Hausaufgaben lag. Sie hat dann bis auf eine alle Aufgaben weggelegt und gesagt: Konzentriere Dich nur auf die eine, die JETZT auf Dich wartet.“

Ich habe mir nun beigebracht, die langen Autofahrten in Gedanken zu zerlegen. Wenn ich dann jeden Freitag gegen 13 Uhr in Bogatynia losfahre, denke ich an Görlitz, an die halbe Stunde Fahrt dorthin, der Kreisel in Zgorcelec kurz vor der Autobahn… dann die Auffahrt auf die A4… jetzt kommt die nächste Strecke, eine Stunde bis Dresden… dann wieder eine neue, ab der Abfahrt auf die A14… schließlich die A2 ab Magdeburg… bis ich nach 5 Stunden in Hannover bin.

So geht´s: Konzentration auf das, was unmittelbar vor mir liegt.

Der kleine Leopard

Der kleine Leopard lebt am Rand der Namib-Wüste, ganz unten in Afrika, im Südwesten, links auf der Karte in Namibia. Noch kann er kaum über die Wassertränke gucken aber er hat es gut. Es gibt hier reichlich Wild, es hat viel geregnet und seine Eltern sind stets bei ihm. Und er muss lernen, sehr viel lernen. Denn alles ist hier Farmland und die Farmer hassen die Leoparden. Und laden sich manchmal Jäger ein, die nur zu gern einen Leoparden schießen würden.

Vor einigen Wochen passierte es. Beim Leoparden-Onkel, viele Kilometer weiter nordwestlich. Da gab es auf einer Farm einen Jagdgast (bekannt als schlechter Schütze). Der schoss dem Onkel in den Rücken… und ein verwundeter Leopard ist eine tödliche Waffe. Bei der Nachsuche trennten sich der Farmer und dieser Jagdgast. Der Onkel wartete im Unterholz, ließ den Farmer passieren und griff von hinten an. Der Farmer stieß einen barbarischen Schrei aus, der nicht nur sofort Jagdgast und Begleiter herbei rief, sondern auch den Onkel verschreckte. Der Farmer trug schwere Verletzungen am Rücken, an den Armen und im Gesicht davon – er lag einige Zeit im Krankenhaus.

Nachtrag: Die Jagd auf einen Leoparden kostet um die 10.000 Euro. Ein lukratives Geschäft. Denn es gibt genug Interessenten.

Pass auf kleiner Leopard, pass auf.

Zwei Augen

Es ist immer die gleiche Situation. Ich fahre auf der Autobahn und sehe ihn schon von weitem. Den Gefangenentransporter, häufig in polizei-grün-weiss, manchmal auch nur dunkel, aber immer ohne Scheiben. Nur diese kleinen Schlitze, an der Seite. Und wenn ich den Bus überhole, sehe ich sie. Augen. Zwei Augen. Wie sie aus dem Schlitz schauen. Und ich bin vorbei.

Und ich gebe Gas.

 

 

Auf der Jagd nach den Rettungsbooten

Nach diesem Auftrag ist Schluss. Es gibt nämlich keine neuen. Und der Mutterkonzern hat einen Horror-Verlust von 5 Milliarden Euro eingefahren. Was tun?

Die Mutigen warten nicht auf Entscheidungen, die sich keiner traut, zu treffen und springen von Bord. Sie sehen Land und werden es schaffen. Die weniger Mutigen warten darauf was passiert, auf Umstrukturierung, auf neue Stellen, auf den Platz in den Booten.

Es ist wie bei der Titanic… es gibt nicht genug davon.

 

Aus den Aufzeichnungen „Big Bossi has left the building“

Symphonie des Kreisels

Eine Verkehrsinsel, ein Kreisel…der von links kommende Wagen blinkt, weil er hinaus fährt und Du fährst hinein, noch rollend vor dem Stop, der nächste wartet, nein Du fährst noch nicht hinaus, erst zwei weiter und der hinein wollende kann ohne Halten fahren, denn Du blinkst, eine Symphonie, die Beteiligten Hand in Hand, ohne Befehle, nur der Kreisel selbst bildet die Balance, hinein, hinaus, die Geste des Blinkens, ein Tanz, ein Schweben im Gleichklang und Du möchtest zurückfahren, noch einmal und oh weh, da blinkt ein Wagen nicht und der Rhythmus wird unterbrochen, für einen Moment, dann geht es weiter, das Ensemble des Zufalls dreht weiter seine Runden, immer weiter.

Multi-Kulti-Meeting

Meeting um 13:00. Der Kollege Terminplaner vom Kunden hat eingeladen. Zu meiner Qual moderiert er das Meeting. Er kommt von einer Unternehmensberatung und die sind bekannt für ihre Liebe zu Methoden und Prinzipien. Die dann am wahren Leben abprallen, so wie hier und heute: Drei Italiener dominieren lebendig und munter die Diskussionen, ein Franzose mischt sich ab und an ein, dazu ein schläfriger Belgier, ein grinsender Holländer sowie zwei stille Japaner. So ein Meeting endet wie es enden muss: Im Chaos eines deutsch-italienisch-französisch-belgisch-holländisch-japanischen Englisch. Und der Kollege Terminplaner möchte am liebsten in die Tischplatte beißen.

Ich habe ihn nicht getröstet.

Der Brautstrauß

Dann war da noch eine Hochzeit, bei der das Brautpaar einen Ballonflug geschenkt bekam und der Ex-Freund der Braut den Brautstrauß fing und damit mitfliegen durfte….

 

 

Aus den Aufzeichnungen „Da war noch….“